Bitterorange (Pomeranze)
Die Bitterorange zählt zu den Zitrusfrüchten. Sie ist auch als Pomeranze bekannt. Obwohl die Frucht Ähnlichkeit mit der Orange aufweist, fällt sie kleiner aus. Außerdem ist ihr Geschmack bitterer. Zu unterscheiden ist sie darüber hinaus von der dreiblättrige Orange (Poncirus trifoliata), die ebenfalls Bitterorange genannt wird. Nachfolgend findet man also alles rund um die Bitterorange (Citrus x aurantium) .
Was ist die Bitterorange?
Bei der Bitterorange (Citrus x aurantium) handelt es sich um eine Zitrusfrucht. Sie wird auch Pomeranze, saure Orange oder Sevilla-Orange genannt. Die Frucht der Bitterorange hat Ähnlichkeit mit der gewöhnlichen und wesentlich bekannteren Orange. Ihre Größe ist jedoch geringer. Als typisches Merkmal der Pomeranze gilt ihr bitteres Aroma.
Die Pflanze stellt eine Hybride aus Mandarine (Citrus reticulata) und Pampelmuse (Citrus maxima) dar. Sie gehört der Familie der Rautengewächse (Rutaceae) an.
Herkunft der Bitterorange
Woher die Bitterorange stammt, konnte bisher nicht endgültig festgestellt werden. Es wird vermutet, dass die immergrüne Pflanze aus Südchina stammt und dort in den Gebirgen gedieh. Klar ist aber, dass der Baum schon vor rund 4.000 Jahren von den Menschen kultiviert wurde. Im Laufe der Zeit gelangte die Bitterorange über die Seidenstraße durch die Araber von China nach Italien. Seit dem 10. oder 11. Jahrhundert findet der Anbau der Pomeranze auch in der Mittelmeerregion statt. So wurden auf Sizilien ab dem Jahr 1002 Pomeranzen angepflanzt.
Die Bezeichnung Pomeranze geht auf den lateinischen Begriff Pomanum aurantium zurück. In der Übersetzung bedeutet dies „Apfel aus Gold“. Mehrere Jahrhunderte lang erfreute sich die Bitterorange großer Beliebtheit. Später wurde sie jedoch durch die süßere Orange abgelöst und dient seither vorwiegend als kraftvoller Stamm für andere Zitrusfrüchte.
Weil die Bitterorange ein mildes Klima bevorzugt, gedeiht sie am liebsten in südeuropäischen Ländern wie Italien und Spanien. In Nord- und Mitteleuropa kommt sie zumeist nur in botanischen Gärten vor. In den Mittelmeergebieten findet die Ernte der Bitterorangenfrüchte von Januar bis Februar statt.
Aussehen
Sind die passenden Klimabedingungen vorhanden, wächst der Pomeranzenbaum auf eine Höhe von bis zu zehn Metern. An älteren Baumästen kommen oft schmale und kurze Dornen vor, was von der jeweiligen Art abhängt. Die jüngeren Äste sind häufig mit langen Dornen versehen. Die satten grünen Bitterorangenblätter weisen eine ovale Form auf. Ihr Blattstiel hat eine Länge von 2 bis 3 Zentimetern.
Die Blüten der Bitterorange sind weiß und treten vor allem in den Monaten Mai und Juni zutage. Oft entstehen die Blüten aber auch den Rest des Jahres über. Dadurch sind die Blüten und Früchte meist zur gleichen Zeit vorhanden. Nach etwa acht Monaten lassen sich die Früchte ernten. Im Unterschied zur konventionellen Orange sind sie nicht nur wesentlich kleiner, sondern auch unförmiger. Die Reife der Bitterorangenfrüchte lässt sich an einer intensiven orangen Färbung der dicken Schale erkennen. Im Vergleich zur Orange schmeckt ihr Fruchtfleisch ziemlich sauer. Die weiße Haut der Pomeranze weist sogar einen bitteren Geschmack auf. Die Schale der Früchte lässt sich leicht schälen. Im Inneren der Pomeranze setzt sich die Frucht aus 10 bis 12 Segmenten zusammen. In vielen Bitterorangen-Sorten kommt eine Vielzahl an Samen vor.
Unterschiedliche Pomeranzen-Sorten
Die Bitterorange umfasst mehrere unterschiedliche Sorten. Besonders beliebt und von wirtschaftlicher Bedeutung sind:
Deutsche Landsknechthose
Seit dem 16. Jahrhundert wird in Deutschland die Art „Deutsche Landsknechthose“ (Citrus aurantium fasciata) angebaut. Zu ihren Merkmalen zählen die hellorangenen Streifen. Sie haben Ähnlichkeit mit den Hosen von früheren Knechten. Bekannte Sorten der Deutschen Landsknechthose sind Fiamato, Virgulare und Virgantum.
Chinotto
Die Sortengruppe Chinotto (Citrus aurantium var. myrtifolia) kommt vor allem in Italien vor. Die Sträucher fallen zumeist klein aus und haben keine Stacheln. Ihr Wachstum verläuft langsam. Die Früchte sind verhältnismäßig klein. Als Sorten gelten Large Chinotto, Dwarf Chinotto, Crispifolia sowie Boxwood Leaf Chinotto.
Foetifera
Von der Art Foetifera werden kleine Früchte gebildet, die abgeflacht sind. Sie bringen Tochterfrüchte heraus. So besitzt die Hauptfrucht eine weitere Frucht, die eingeschlossen ist. Sie wird bereits seit langer Zeit angebaut.
Salcifolia
Die Blätter der Sorte Salcifolia sind schmal und ähneln den Weiden. Ihr Rand ist in unregelmäßiger Form gewellt. Die runden Früchte fallen gleichmäßig aus.
Consolei
Von der Sorte Consolei wird eine dornenlose stabile Krone gebildet. Die Blüten sind groß, während die Blätter eine runde Form haben. Aufgrund der gleichfarbigen Leisten der Früchte fällt die Erscheinung der Consolei gleichfarbig aus. Der Fruchtansatz ist intensiv ausgeprägt.
Inhaltsstoffe
In der Schale der Bitterorange kommen ätherisches Öl, Flavonoide sowie Flavonoidglykoside mit einem bitteren Geschmack vor. Die Blüten der Pflanze enthalten Bitterstoffe von der Art der Limonoide, ätherisches Öl, Flavonoide und Anthranilsäuremethylester.
Der bittere Geschmack der Pomeranze entsteht durch die ätherischen Öle und Flavonoide, die zu den sekundären Pflanzenstoffen zählen. So weisen beide Inhaltsstoffe ein bitteres Aroma auf. Durch die Flavonoide nimmt die Bitterorange auch ihre typische Färbung an. Darüber hinaus werden durch den Bittergeschmack Fraßfeinde zurückgehalten. Die Keime sorgen dafür, dass sich die Pomeranze vermehren kann. Durch die ätherischen Öle werden mögliche Bestäuber angezogen. Ferner wird die Pflanze vor einem Befall mit Bakterien oder Pilzen bewahrt, die Krankheiten an ihr hervorrufen können.
Verwendung
Die Bitterorange lässt sich für unterschiedliche Zwecke verwenden wie zum Beispiel für Lebensmittel. Aber auch die Medizin greift mitunter auf sie zurück.
Verwendung der Bitterorange als Lebensmittel
Fruchtfleisch und teilweise auch die Schalen der Pomeranzen eignen sich als Nahrungsmittel, wenn sie nicht gespritzt sind. In Deutschland sind sie Früchte der Bitterorange jedoch eher weniger bekannt. Mitunter werden sie im Winter angeboten. Die Nährwerte der Bitterorangen lassen sich mit denen der Orangen vergleichen.
Das essbare Fruchtfleisch hat zunächst einen Fruchtgeschmack und geht dann in ein bitteres Aroma über. Es lässt sich für Gelee, Saftschorlen sowie zur Saucenverfeinerung verwenden. Ebenso verwendbar ist die Pomeranzenschale. Sie eignet sich zum Herstellen von Marmelade sowie zur Verfeinerung von Getränken und Nahrungsmitteln. Hierfür greift man vor allem auf Orangeat zurück, das üblicherweise aus der Schale der Bitterorange hergestellt wird.
Die Frucht sowie die äußere Fruchtschale finden Verwendung zur Herstellung von Orangenmarmelade. Zu diesem Zweck erfolgt das Schälen und Zerkleinern der äußeren Fruchtschale. Im Anschluss an die Verarbeitung wird sie dem Gelee beigefügt.
Ebenso lässt sich die Bitterorange für Getränke nutzen. Bitterorangensaft und Schale sind ein wichtiger Bestandteil des Curacao Likörs sowie des italienischen Limonadengetränks Aranciata Amara. Als Basis für die Chinotto-Limonade dient die Pomeranzenvariante Chinotto.
Die Bitterorange lässt sich auch als Tee genießen. Für eine Portion Pomeranzentee werden 2 Gramm der getrockneten Schalen mit 150 Milliliter kochendem Wasser übergossen. Verwendbar sind ein Teefilter oder lose Schalen.
Verwendung der Bitterorange zu medizinischen Zwecken
Die getrockneten Schalen der Bitterorange kommen auch als Arzneimittel zur Anwendung. So reguliert ein Extrakt der Pomeranze den Appetit und eignet sich zur Behandlung von Appetitmangel aufgrund von Erkrankungen der Leber oder im Rahmen einer Chemotherapie.
Entsteht durch die Verdauungsorgane wie Leber, Magen oder Darm ein Mangel an Verdauungssäften, führt dies oft zu Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen und Krämpfen. Auch gegen diese Probleme kann ein Bitterorangen-Extrakt hilfreich sein.
Als gutes Mittel gilt die Pomeranze zudem bei Heißhungerattacken, die während einer Diät auftreten. Gegenstand von Forschungen ist die Wirkung der Bitterorange auf die Reduktion von Körperfett. In der Pomeranze enthalten ist der Stoff Synephrin, er wird als Fatburner angepriesen.
Qualitativ hochwertige Pomeranzenschalen können in der Apotheke oder in einem Reformhaus erworben werden.
Verwendung in der Parfümerie
Auch die Parfümerie greift gerne auf die Bitterorange zurück, weil sie von ihr wichtige Komponenten für den Duft erhält. Dazu zählt das Bitterorangenöl, das aus den Fruchtschalen gewonnen wird. Es hat Anteil am Duft von nach Zitronen riechendem Duftwasser und Eau de Cologne. Das Neroli-Öl entstammt den Blüten. Findet eine Wasserdampfdestillation statt, bildet sich als Kondenswasser das Orangenblütenwasser.
Das ätherische Petitgrainöl entstammt den unreifen Früchten, die noch grün sind, sowie den Zweigen und Blättern. Daraus bildet sich das Eau de Brouts.
Quellen und Verweise
- Moufida, S., & Marzouk, B. (2003). Biochemical characterization of blood orange, sweet orange, lemon, bergamot and bitter orange. Phytochemistry, 62(8), 1283-1289.
- Hess, A. M., & Sullivan, D. L. (2005). Potential for toxicity with use of bitter orange extract and guarana for weight loss. Ann Pharmacother, 39(3), 574-5.
- Gaff, M., Esteban‐Decloux, M., & Giampaoli, P. (2020). Bitter orange peel essential oil: A review of the different factors and chemical reactions influencing its composition. Flavour and Fragrance Journal, 35(3), 247-269.